Wer erbt eigentlich das Kind?

Sie haben richtig gelesen. Nicht „was“, sondern „wer“ erbt das Kind heißt es in der Überschrift. Der Ge­danke an den eigenen Todesfall ge­hört nicht zu den Themen, mit denen man sich gern befasst. Eine früh­zei­ti­ge Beschäftigung mit diesem Thema ist aber von großer Bedeu­tung, denn die Folgen eines Todesfalles lassen sich im Vorhi­nein beeinflussen. Da­von sollte man Ge­brauch machen. Ein Bei­spiel dafür ist die junge Mutter, die eine zu­sam­men mit dem Verstor­benen erwor­bene Wohnung nicht ver­kau­fen darf, weil der für das gemeinsame minderjährige Kind bestell­te Vor­mund seine Zu­stim­mung verweigert. Mit einem einfachen „Eltern-Testa­ment“ hät­te der Ver­storbene einen Ver­wandten, zum Bei­spiel den Groß­va­ter, als Vor­mund einsetzen kön­nen. Hätte er das ge­tan, dann hätte die junge Mutter nicht den gericht­lichen Vormund fragen müssen, son­dern der Groß­vater hätte gewissermaßen das Mitbestimmungsrecht über das Kind vom Verstorbenen „geerbt“. Viele kennen die mögli­chen Fol­gen eines Todes­falles nicht und sor­gen deshalb für den Fall der Fälle nicht ausreichend vor. Allge­mein gilt für einen Todesfall:

Nachlass erfassen Gibt es laufende Verträge, Schulden oder Forde­rungen?
Vermögen sichern Kontovollmachten widerrufen, Zugriffsrechte beschränken.
Testament Liegt ein wirksames Tes­ta­ment oder eine Vollmacht vor?
Fristen Ist der Nachlass überschul­det? Eine fristgerechte Aus­schla­gung der Erbschaft befreit den Er­ben von der persönlichen Haftung.

Schwie­ri­ger kann die Nachfolge bei Unternehmen sein. Nicht selten bedeutet das Ableben des Inhabers zugleich den Ruin seines Lebenswerkes. Damit ein Familienunternehmen auch tatsächlich von dem gewünschten Nachfolger fortgeführt und nicht von den Gläubigern „geerbt“ wird, muss Handlungsbedarf früh­ erkannt werden. Der Erbe muss herausfinden, ob die Chancen die Risiken überwiegen. Einer Prüfung bedürfen vertragliche Bindungen mit Dritten, Arbeitsverträge, Rechtsstreitigkeiten, Steuerlasten, Miet- und Pachtverträge, Schutzrechte, Lizenzen, Marken sowie Patente. Wichtig ist, welche Risiken (nicht) versichert sind und ob öffentliche Genehmigungen bestehen bleiben oder anzupassen sind. Erst diese Stärken-Schwächen Analyse kann die Entscheidung erleichtern und viel Ärger und Kosten sparen. Eine Nachfolge sollte am besten schon zu Lebzeiten vorbereitet werden, denn wer vorher regelt, was später einmal wichtig wird, lebt verantwortlich und vererbt Zukunft.